In der Nähe von Rovinj hat der Passagierdampfer Baron Gautsch, auch "Titanic der Adria" genannt, seine letzte Ruhestätte gefunden. Kurz nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges, am 13. August 1914, lief das k.-u.-k.-Schiff der österreichisch-ungarischen Marine auf ein Minenfeld auf und sank innerhalb weniger Minuten. Auf dem Weg von Veli Lošinj nach Triest waren Urlaubsrückkehrer, Flüchtlinge und Militärangehörige. Von den 306 Menschen an Bord kamen 147 ums Leben.
Das 85 Meter lange und 12 Meter breite Wrack ist recht gut erhalten und steht aufrecht auf dem Meeresboden. Lediglich Schornsteine und Masten sind eingeknickt, die Brücke ist weitgehend zerfallen. Ein dichter Bewuchs aus Algen, Schwämmen und Muscheln überzieht das Oberdeck, das sich 28 Meter unter dem Meeresspiegel befindet. Unterwassersportler können durch den Dinnersaal und Salon des einstigen Prachtdampfers schweben, im Inneren des Schiffes den Maschinenraum unter die Lupe nehmen und bis zum Boden in 42 Meter Tiefe hinabsinken. Die oberen Decks sind leicht zugänglich und lichtdurchflutet, die unteren Decks aus Sicherheitsgründen zum Teil gesperrt.
Der kroatische Staat hat die Baron Gautsch zum Kulturdenkmal erklärt. Aus diesem Grund sind Tauchgänge zum Wrack nur in Begleitung von Guides möglich, die eine staatliche Lizenz besitzen. Der Tauchplatz ist spektakulär und wegen seiner Größe mehrere Tauchgänge wert. Allerdings ist wegen der manchmal beträchtlichen Strömung einige Taucherfahrung erforderlich. Wer eine Unterwassertour zur Baron Gautsch plant, sollte unbedingt eine Lampe mitnehmen, um die dunklen Innenräume beleuchten zu können.
Ab Rovinj dauert die Anfahrt eine knappe Bootsstunde - und die lohnt sich: Zwischen den mit einer dichten Muscheldecke überzogenen Planken, Relings und Decks, die Gabeldorschen, Hummern und Meeraalen Unterschlupf bieten, tauchen Besucher in die Geschichte des Ersten Weltkriegs ab. Ein Ausflug zum versunkenen Wrack der Baron Gautsch zählt zu den Sternstunden des Tauchens in Kroatien.